Bereitstellungszinsen können hohe Kosten verursachen

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Bereitstellungszinsen

Vergangenen Samstag haben wir wieder bei einem Kaffee zusammen gesessen und unseren Finanzcheck gemacht. Wo stehen wir finanziell? Welche Rechnungen sind beglichen und welche Kosten kommen noch? Wie sieht unser Budget und Eigenkapital aus und haben wir an alles gedacht? Diese regelmäßigen Checks helfen ungemein, seine Finanzen im Blick zu halten und nicht eines Tages eine böse Überraschung zu erleben. Seit einigen Monaten zahlen wir nun auch gezwungener Maßen unsere Bereitstellungszinsen an unsere Bank. Die Bereitstellungszinsen liegen meistens bei 0,25 Prozent pro Monat und fallen auf den gesamten Betrag des noch nicht abgerufenen Kredits an.  Auch wir haben anfangs diese Kostenposition unterschätzt, denn auf längere Zeit kommen hier recht hohe Beträge zusammen. Ein Grund mehr sich hierüber von Anfang an im Klaren zu sein, welche Beträge dabei auf einen zu kommen und dass eine länge bereitstellungsfreie Zeit sich mitunter bezahlt macht.

Hinweis: Um sich einen Überblick über alle Hausbau- und Nebenkosten zum machen, könnt Ihr gern unseren Baukostenrechner nutzen.

Bereitstellungszinsen in Zahlen ausgedrückt

In der Regel hat man als Bauherr neben dem Bankkredit auch einen KfW-Kredit und zahlt für beide den vereinbarten Bereitstellungszins. Für den KfW-Kredit liegt der Zinssatz ca. bei 0,25%, beim Bankkredit in der Regel niedriger bei ca. 0,15%. Der KfW-Kredit hat standardmäßig eine bereitstellungsfreie Zeit von 6 Monaten. Nach diesem Zeitraum (beginnend ab der Annahme des Bankkredites) müssen die Bereitstellungszinsen bezahlt werden.

Bereitstellungszinsen für den KfW-Kredit:

KfW-Darlehenssumme: 50.000 EUR
KfW-Bereitstellungszinssatz: 0,25 %KfW-Bereitstellungszinsen: 125 EUR

Bereitstellungszinsen für den Bank-Kredit:

KfW-Darlehenssumme: 200.000 EUR (Annahme)
KfW-Bereitstellungszinssatz: 0,2 %
KfW-Bereitstellungszinsen: 400 EUR

Die Darlehens-Zusage seitens der Bank ist meist einer der ersten Schritte, noch bevor es zum Notar oder zur Einreichung der Baugenehmigung kommt. Es verstreichen also noch einige Monate, vor allem dann, wenn sich wie in unserem Fall die Baugenehmigung ewig in die Länge zieht. Dabei gibt es einige, die noch weitaus länger auf ihre Genehmigung warten müssen. Nach 6 Monaten werden also jeden Monat 125 EUR vom Konto abgebucht. Sofern man sich für seinen Hauptdarlehen bei der Bank ebenfalls auf eine bereitstellungsfreie Zeit von 6 Monaten geeinigt hat, werden nun sogar insgesamt 525 EUR monatlich abgebucht. Nach 6 Monaten sind bereits Kosten in Höhe von 3.150 EUR entstanden. Kosten die man in dem Ausmaß wahrscheinlich nicht eingeplant hatte.

Auch wenn nun der Bau endlich begonnen hat und die ersten Raten fällig werden, so ist das Darlehen nicht sofort aufgebraucht, sondern wird nach und nach ausgezahlt. Die zu zahlenden Bereitstellunszinsen bleiben weiterhin bestehen und müssen fortlaufend auf den jeweiligen Restbetrag gezahlt werden. Erst wenn die Darlehen vollständig aufgebraucht sind, werden keine Bereitstellunszinsen mehr von der Bank abgebucht. Wurde beispielsweise der KfW-Kredit mit den ersten 2-3 Raten aufgebraucht, so verbleiben immer noch monatlich 400 EUR für die Bereitstellung des Hauptdarlehens.

Werden die ersten Raten fällig, kann man als Bauherr selber entscheiden ob man diese zunächst vom Kfw-Darlehen oder Bank-Darlehen bezahlen lässt. Mitunter lohnt es sich einmal aus zurechnen, in wie fern sich das auf die weiteren Bereitstellungszinsen auswirkt. Dazu ein kleines Rechenbeispiel unter der Annahme, dass die bereitstellungsfreie Zeit beider Darlehen abgelaufen ist.

Die erste zu zahlende Rate sei 30.000 EUR. Wird diese vom KfW-Darlehen bezahlt, verbleiben dort 20.000 EUR und das Bank-Darlehen unangetastet mit 200.000 EUR. Es müssen also für die nicht abgerufenen Kredite ab jetzt 400 EUR + 50 EUR = 450 EUR bezahlt werden.
Wird die Rate dagegen vom Bank-Darlehen bezahlt, verbleiben dort 170.000 EUR und es ergeben sich für die nicht abgerufenen Kredite ab jetzt 340 EUR + 125 EUR = 465 EUR. Bei diesem Beispiel ist der Unterschied mit 15 EUR beinahe zu vernachlässigen. Je nach Zinssatz beider Kredite können aber auch größere Abweichungen entstehen und man kann durchaus einige Euro einsparen.

Zusammengefasst

Bleibt wohl nur zu sagen, dass man diese Kosten nicht vernachlässigen sollte. Die ersten Google Suchergebnisse bei der Suche nach „Hausbau Nebenkosten“ erwähnen diese Position, bis auf eine Ausnahme, nicht. Des weiteren sollte man beim Vergleichen der Kreditangebote die Konditionen gut vergleichen, da die bereitstellungsfreie Zeit je nach Angebot unterschiedlich ist.

4 Kommentare
  1. Rob
    Rob sagte:

    Die Bereitstellungszinsen sind in der Tat ein Punkt, den man bedenken sollte. Parallel dazu muss man aber auch die normalen Zinsen im Auge behalten, die während der Bauphase ebenfalls anfallen und zusätzlich zur Miete gezahlt werden müssen. In deine Beispielrechnung gehören die dann eigentlich auch rein (außerdem ist da ein Rechenfehler: 0,25% von 20k sind 50EUR).

    Antworten
    • Sebastian
      Sebastian sagte:

      Hallo Rob,

      danke für deinen Hinweis. Die gehören in der Tat noch rein und werden wohl auch bei uns bald fällig. Spätestens dann hätte ich wohl den Artikel überarbeitet 😉
      Den Rechenfehler habe ich gleich mal korrigiert.

      Viele Grüße
      Sebastian

      Antworten
  2. Julia
    Julia sagte:

    Wir haben dies auch nicht berücksichtigt:
    Haben die Zusage für den Kredit zum 01.07.2015 erhalten und sind nun 13 Monate später endlich die komplette Summe abgerufen.
    Unsere Hausbank war hier jedoch sehr kulant:
    1. Ein volles Jahr Zeit bis man Bereitstellungszinsen zahlt.
    2. Als ich im Juni Panik bekam, weil wir noch nicht die komplette Summe abgerufen hatten, hielt ich Rücksprache mit unserem Berater und siehe da: Verlängerung bis September 2016. Das ist ein super Service und nicht bei jeder Privat- oder „günstigen“ 0-8-15 Bank zu haben.
    Ich kann nur jedem raten, der plant ein Darlehen für seinen Hausbau aufzunehmen: Geht zu eurer Hausbank. Auch wenn andere 0,1% weniger Zinsen haben – nur bei der Hausbank seid ihr keine Nummer von tausenden und es wird individuell auf euch eingegangen.

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    • Sebastian
      Sebastian sagte:

      Das ist auf jeden Fall ein guter Hinweis und auch ein Vorteil der für die Hausbanken spricht. Bei den Vergleichen der Darlehen sollte man das auf jeden Fall mit berücksichtigen. Bei uns waren es allerdings mehr als 0,3% Unterschied und daher haben wir uns auch gegen die Hausbank entschieden bzw. generell eine Bank mit Filialen vor Ort. Aber ein seriöser und erfahrene Finanzberater ist auch viel Wert und den haben wir zum Glück.

      Antworten

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