Wie bei vielen anderen Bauherren, stand auch für uns von Anfang an fest, dass unser Haus einen Kamin erhalten soll. Ein kleiner Luxus den wir auch schon in Ferienwohnungen lieb gewonnen haben und auf den wir nicht verzichten wollen. Das es mit das komplizierteste Thema geworden ist, war anfangs nicht absehbar. Aber schließlich wollten wir auch keinen 0815-Kamin. Welche Hürden wir hierbei genommen haben, welche Vorteile und Nachteile ein Kaminbau hat und worauf zu achten ist, erfahrt ihr hier.
Vorüberlegungen und Entscheidung
Einen Kamin und damit verbunden auch einen Schornstein nachträglich einzubauen ist kompliziert und teuer. Meistens läuft es dann auch darauf hinaus, dass ein Edelmetall-Schornstein außerhalb des Hauses an der Hauswand installiert wird. Der Kamin kann somit nur noch an einer Außenwand platziert werden. Schön ist was anderes.
Sofern man es von vorn herein einplant, entscheiden sich die meisten für einen gemauerten Schornstein. Bei der Wahl des Schornsteins legt man sich oft auch unbewusst für die Wahl des späteren Kamins fest, denn es gibt unterschiedliche Bauarten und verschiedene Möglichkeiten die Verbrennungsluft zuzuführen.Entscheidend ist auch ob man sich für einen raumluftabhängigen oder -unabhängigen Kamin entscheidet. Vor allem in der „luftdichten“ Bauweise der heutigen Einfamilienhäuser spielt das eine Rolle.
raumluftunabhängiger oder raumluftabhängiger Kamin
Hierbei gibt es wesentliche Unterschiede die sich nicht nur auf die Auswahlmöglichkeiten der Kamine beziehen sondern auch eine Rolle in der Sicherheit und natürlich im Budget spielen. Bei luftdichten Häusern kommen in der Regel kontrollierte Wohnraumlüftungsanlagen zum Einsatz, welche für die notwendige Frischluftzufuhr im Haus regeln, d.h. Luft in Bädern, Küche und Hausanschlussraum wird abgeführt und in Wohnräumen zugeführt. Der hierbei entstehende Unterdruck kann für den Menschen gefährlich werden, wenn der Kamin nicht von der Raumluft abgekoppelt betrieben wird und sich somit der Gefahr einer Kohlenmonoxid-Vergiftung aussetzt. Raumluftabhängige Kamine sind nur bis zu einem Unterdruck von 4Pa zugelassen, d.h. ein Unterdruck von 4Pa kann im Raum vorhanden sein ohne das Rauchgase aus der Feuerstätte direkt in den Raum gezogen werden.
Raumlufunabhängige Kamine beziehen die Zuluft über eine externe Luftzuführung, d.h. entweder über einen LAS-Schornstein (Luft-Abgas-Schornstein), bei welchem sowohl die Verbrennungsluft als auch Abluft im Schornstein erfolgt, oder aber über im Boden geführtes KG-Rohr. Außerdem sind diese bis 8Pa Unterdruck abgesichert. Damit raumluftunabhängige Kamin bzw. Öfen auch als solche vom Bezirksschornsteinfeger anerkannt werden, müssen diese eine Zulassung vom Deutschen Instituts für Bautechnik besitzen, d.h. DIPt-zertifiziert sein. Bei klassischen Kaminöfen mit nur einer Glastür gibt es hier eine große Auswahl. Aber nur wenige Brennzellen, welche bei gemauerten Kaminen zum Einsatz kommen, haben so etwas. Das grenzt natürlich die Auswahl stark ein und wirkt sich auf den Preis aus. Des weiteren beeinflusst es auch die Bauweise des Kamins, wodurch Panoramakamine (3-seitige Glasflächen) schon einmal komplett raus fallen. Diese können nicht so dicht geschlossen werden, um bis zu 8Pa abzudichten und können nicht für den raumluftunabhängigen Betrieb genutzt werden.
Hinweis: Wer einen LAS-Schornstein bauen lässt, legt sich unmittelbar auf einen raumluftabhängigen Kamin fest, denn nur so einer kann an einen solchen Schornstein angeschlossen werden. Wer vor hat einen Panoramakamin zu bauen sollte sich vorher informieren.
Brauche ich einen Unterdruckcontroller
Letztlich beantwortet einem diese Frage der Bezirksschornsteinfeger. Ein Unterdruckcontroller oder Unterdruckwächter gibt ein Signal, wenn der Unterdruck im Wohnraum eine gewisse Grenze (z.B. 4 Pa) überschreitet. Je nach Konfiguration schaltet dieser auch die Dunstabzugshaube und Wohnraumlüftung ab.
Wer in seiner Küche eine Dunstabzugshaube ohne Umluft installiert, wird um einen Unterdruckwächter nicht herum kommen. Dunstabzugshauben erzeugen mit einer Absaugleistung von mehreren 100m³ pro Stunde einem starken Unterdruck. Hier kann selbst beim Betrieb eines raumluftunabhängigen Kamins nicht auf den Unterdruckwächter verzichtet werden, allein schon zur eigenen Sicherheit.
Wird die Abzugshaube mit Umluft betrieben und kommt ein raumluftunabhängiger Kamin zum Einsatz – so ist es bei uns der Fall – kann darauf verzichtet werden. Nichts desto trotz sollte man für das Nachrüsten eines solchen Controllers vorsorgen und entsprechende 5-adrige Kabel legen lassen. Man weiß nie ob man später nicht doch noch auf eine Abzugshaube umrüstet oder einen Trockner mit Abluftfunktion im Hauswirtschaftsraum einbaut. Im Übrigen spielt es keine Rolle wie weit die Abzugshaube und der Kamin auseinander liegen, da alle Türen im Haus über einen Türspalt verfügen (müssen) und somit verbunden sind.
In jedem Fall lohnt sich ein Gespräch mit dem Schornsteinfeger.
gemauerter Kamin oder Kaminofen
Ein Kaminofen, meist als Edelstahlversion, ist die kleinere und kostengünstige Variante eines Kamins. Hier bieten oft auch Baumärkte ein passables Preis-Leistungs-Verhältnis an und man hat mit der Thematik raumluftabhängig, Unterdruck, etc. eher weniger Probleme.
Eleganter und hübscher sind die gemauerten Kamine, welche natürlich viele Möglichkeiten der Umsetzung bieten, aber auch viel Vorarbeit benötigen und ein größeres Loch im Portmanaie hinterlassen. In jedem Fall sollte man sich vorher über die Bauart seines Schornsteins informieren und die Bestimmungen mit dem Schornsteinfeger abklären. Jeder Schornstein hat einen gewissen Durchmesser – in unserem Fall ist es ein LAS-Schornstein mit 42x42cm. An so einen Schornstein können zum einen nur raumluftunabhängige Kamine und zum anderen nur solche mit einer max. Nennleistung von ca. 10 kW angeschlossen werden. Schaut man sich die Brennzellen beim Ofenhersteller Spartherm, einmal an, stellt man schnell fest wie eingeschränkt die Auswahl ist.
Verwendung des Kamins
Wie auch in unserem Fall wird der Hauptnutzungszweck eines Kamins der Gemütlichkeitsfaktor sein. Bei einem Glas Wein am Wochenende vorm Kamin verweilen und das flackernde Feuer beobachten. Ein Kamin kann aber zusätzlich zum Heizen und bei einem wassergeführten Kamin auch zur Warmwasseraufbereitung genutzt werden. Das sollte man sich vorher allerdings genau überlegen und durch rechnen ob und ab wann sich das lohnt. Wer nicht täglich seinen Kamin anfeuern möchte, wird es vermutlich auch beim Gemütlichkeitsfaktor belassen.
Dennoch kann man sich überlegen die entstehende Wärme zumindest nicht zu vergeuden. Wir haben uns hierüber Gedanken gemacht und den Kaminbau so geplant, dass Kamin im Wohnzimmer an die Rückseite der Diele gebaut wird. Somit kann mit Hilfe eines kleinen Durchbruchs und einem regelbaren Öffnungsgitter die entstehende Wärme in die Diele abgeleitet werden und somit das Haus beheizen.