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Rolladen elektrisch machen

Vor 5 Jahren wurden wir bei unserer Bemusterung gefragt, ob wir unsere Fenster im Haus mit elektrischen Rollläden ausstatten möchten. Doch als der Aufpreis von ca. 500 Euro pro Fenster genannt wurde, waren wir uns sicher, dass wir das erst einmal sein lassen. Wir haben uns vorgenommen, es später in Eigenleistung selber zu machen. Inzwischen habe ich die elektrischen Rollläden selber eingebaut. Mit Hilfe von Homematic IP sind diese auch smart und lassen sich bequem (auch per App) steuern.

In diesem Artikel zeige ich euch alle Schritte die wir durchgeführt haben, alle Probleme und natürlich auch alle Lösungen. Und ich hatte so einige Probleme!
Eines kann ich vorab schon verraten: Wir sind am Ende bei ca. 110 Euro Kosten pro Fenster gelandet.

Vorbereitungen während der Bauphase

Da uns der Aufpreis für elektrische Rollläden von Town & Country zu teuer war, haben wir uns dazu entschieden vom Elektriker zusätzliche Stromleitungen bis an die Fenster (auf Höhe der Lichtschalter) legen zu lassen. Mehr Infos zu unserer Elektroplanung findet ihr in unserem Artikel zur Elektroplanung, den Mehrkosten und Vorbereitungen. Für die Verbindung zum Rollladenkasten wurden uns Leerrohre gelegt. An die Stromleitungen haben wir uns Steckdosen montieren lassen, so konnten wir diese direkt nutzen. Wenn ihr vorhabt später Unterputzaktoren (ohne einen Schalter) zu nutzen, so könnt ihr ggf. den Strom auch direkt bis an den Rollladenkasten legen lassen. Ihr benötigt dann dort eine Unterputzdose die ihr euch vom Elektriker einbauen lasst. Ein Leerrohr ist dann nicht mehr notwendig.

Leerrohr und Steckdose als Vorbereitung für elektrische Rolläden
Leerrohr und Steckdose als Vorbereitung für elektrische Rolläden

Links im Bild seht ihr unsere Version. Ihr erkennt das schwarze Leerrohr, welches bis hoch in den Rollladenkasten gelegt wurde. Unten führt es in eine zusätzliche Steckdose. Geplant ist es die Steckdose später gegen einen Schalter zu tauschen.

Tipp: Ihr könnt dort (so wie wir) auch eine 2-fach Unterputzdose einbauen lassen. Dann findet später ein Unterputzaktor Platz und ihr könnt zusätzlich die Steckdose behalten! Wir haben uns sehr an die zusätzlichen Steckdosen gewöhnt.

Mit rund 30 – 50 Euro pro Fenster (Stromleitung mit zusätzlicher Steckdose / Unterputzdose + Leerrohr) ist das eine lohnenswerte Investition und findet hoffentlich noch Platz in eurer Kalkulation für Mehrkosten. Ich empfehle euch die Leerrohre mit Fotos zu dokumentieren und sicherzustellen, dass auch alle Leerrohre vorhanden sind. Diese nachzurüsten wird sehr aufwändig.

Was brauchen wir alles? Smart soll es sein!

Irgendwann war es dann soweit. Wir wollten die elektrischen Rollläden. Jeder Anfang beginnt mit Recherche. Was genau brauchen wir alles und wie soll es später gesteuert werden? Das sind die beiden grundlegenden Fragen. Wir wollten es smart haben. Denn die Rollläden möchten wir später auch mit anderen Geräten kombinieren und über das Handy steuern. Unsere Wahl ist letztlich auf Homematic IP für die Steuerung gefallen. Bei der Wahl der Motoren entschieden wir uns für Rollladenmotoren von Jarolift.

Welche Rollladenmotoren sind die passenden?

Es gibt verschiedene Hersteller für Rollladenmotoren. Welche der Beste ist, können wir an dieser Stelle nicht sagen. Wir hatten viel Gutes von Jarolift gehört und der Hersteller war uns bekannt. Ausgewählt haben wir die Jarolift TDEP 10/13. Es gibt noch weitere Serien von Jarolift, z.B. die Funkmotoren von Jarolift (die TDEF Serie). Diese bringen eine eigene Funkfernbedienung zur Steuerung mit, sind für uns jedoch nicht notwendig. Schließlich wollen wir alles mit Homematic kombinieren und auch darüber steuern.
Ein wichtiges Kriterium beim Kauf des Motors ist der Durchmesser und die Zugkraft des Motors. Das Gewicht derJalousie entscheidet über die Zugkraft die der Motor haben muss (z.B. 27kg oder 42kg). Mit dem Durchmesser ist der Durchmesser der Rollladenwelle gemeint. Diesen sollten man kennen oder in Erfahrung bringen. Üblich sind Durchmesser von 35mm oder 45mm.

Eine Übersicht der Rollladenmotoren und Eigenschaften von Jarolift gibt es hier.

Wie möchte ich den Rollladenmotor steuern?

Diese Frage entscheidet darüber, welche Schalter, ggf. Aktoren und sonstiges Equipment noch zu besorgen sind. Es gibt unter anderem die folgenden Möglichkeiten einen Rollladen zu steuern:

  • mit Hilfe eines einfachen Rollladenschalters
  • über eine Funkfernbedienung (wie z.B. die Jarolift TDEF Serie)
  • durch einen Rollladenaktor (per Handy, automatisch, in Kombination mit anderen Geräten – die Smarthome Variante)

Die dritte Variante ist wohl die teuerste aber auch komfortabelste. Wir haben uns für diese entschieden und Rollladenaktoren von Homematic verbaut. Die Aktoren gibt es in Kombination mit einem Schalter oder auch als Unterputzaktor ohne Schalter. Wir nutzen beides.

Homematic IP Aktor mit Schalter

Der Aktor mit Schalter wird direkt am Fenster in die entsprechende Unterputzdose montiert und mit dem Motor verbunden. Im Grunde ist das wie ein gewöhnlicher Jalousieschalter zum hoch- und runterfahren. Jedoch ist dieser zusätzlich per App steuerbar.

Unterputzaktor ohne Schalter

Der Unterputzaktor hingegen verschwindet nicht mehr sichtbar in der Unterputzdose und wird ausschließlich per App, per separaten Wandtaster oder komplett automatisch gesteuert. In diesem Fall bleibt sogar noch Platz für die Steckdose.
In unserem Wohnzimmer mit drei Fenstern verbauen wir beispielsweise die Unterputzaktoren und einen Kombinationswandtaster an der Tür. Mit diesem Taster können alle drei Fenster bedient werden.

Einbau der Motoren und der Steuerung

Der Einbau variiert natürlich je nach den Gegebenheiten. Wir haben mit Town & Country unser Haus gebaut und besitzen Unterputz-Rollladenkästen der Firma TMP. Eines ist sicher – der erste Rollladen wird der schwerste! An dem ersten Rollladen habe ich ca. 3 Wochen gewerkelt. Der dritte war bereits nach 1 Stunde fertig. Ich wusste anfangs weder wie ich den Kasten öffne, den Rollladen ausbaue, wo genau das Leerrohr eigentlich ist, wie ich den Motor befestige oder wie die Endlagen des Motors eingestellt werden. Aber nun erstmal alle Schritte der Reihe nach.

Tipp: Bei Youtube findet man von Jarolift gute Videos zu den verschiedenen Typen der Rollladenmotoren und Hinweise zum Einbau. Mir haben sie sehr geholfen.

Rollladenkasten öffnen

Rollladenkasten öffnen
Rollladenkasten öffnen

Die erste große Hürde war es den Kasten überhaupt erst einmal auf zu bekommen. Anleitungen und Videos aus dem Internet halfen nur bedingt weiter. Bloßes Ausprobieren führte eher dazu ihn zu beschädigen. Der Trick war es letztlich ihn nach unten aufzuklappen. Jedoch wurden durch die Innenputzarbeiten unsere Revisionsöffnungen mit verputzt, so dass ich diese zunächst mit einem Cuttermesser sauber auftrennen musste.

Rollladenwelle ausbauen

Rolladenwelle abschrauben
Rollladenwelle abschrauben

Der Rollladen ist jetzt komplett herunter gelassen. Als erstes hänge ich den Rollladen aus der Welle aus. Dann müssen die zwei Schrauben der Rollladenwelle gelöst werden wie auf dem Bild zu sehen ist. Die Schrauben befanden sich unter je einer Schutzkappe. Anschließend kann die Welle seitlich weggeschoben und gelöst werden.

Unsere Gurtwickler bestehen aus zwei Plastikteilen die ineinander geklickt sind. Durch wegdrücken der Plastiknasen lässt sich dieser problemlos lösen und kann ebenfalls heraus genommen werden. Wenn die Welle draußen ist wird als nächstes das Lager der Welle entfernt. In meinem Fall ein ca. 10x10cm großes Plastikteil, welches mit 2 Schrauben befestigt wurde. Dieses tauschen wir nämlich als nächstes gegen ein neues Wellenlager aus. Im Bild seht ihr beide Lager nochmal im Vergleich.

Links: Neues Lager aus Metall für den Motor Rechts: Altes Plastik-Lager der Rollladenwelle

Wellenlager einbauen

Wie befestige ich eigentlich den Rollladenmotor? Das war ein weiteres Problem. Zum Motor von Jarolift ist ein Flachlager für Fertigkasten beigefügt. Aber die Verkleidung in meinem Rollladenkasten ist aus Plastik. Es wäre eine Option durch die Verkleidung zu bohren und das Lager mit langen Dübeln an der dahinter liegenden Wand zu befestigen. Gefallen hat mir das allerdings nicht. Ein wenig Recherche am Abend brachte letztlich die perfekte Lösung! Ich fand einen Anbieter der passgenaue Flachlager anbietet und das zu einem guten Preis á 5 Euro das Stück. Die Maße waren identisch und sie passen einfach perfekt!

Motor einbauen

Der Motor wird nun auf die Rollladenwelle geschoben und in das neu montierte Lager gesteckt. Die Gegenseite der Welle wird seitlich auf die Plastiknase geschoben. Nun nur noch die beiden Schrauben wieder befestigen sowie die Schutzkappen der Schrauben wieder anbringen.

Achtung! Der Motor hat eine Programmiertaste zum Einstellen der Endlagen. Solltet ihr die Endlagen nicht mit dem separat erhältlichen Setzkabel einstellen, muss diese Taste gut erreichbar sein und möglichst nach vorn zeigen. Ich empfehle allerdings sich solch ein Kabel zuzulegen.

Nun kann der Rollladen wieder in die Welle eingehängt werden. Es wird hier die Verwendung von sogenannten Einhängeklammern empfohlen. Ich habe diese allerdings weggelassen.

Kabel vom Motor durchführen

Es hat eine Weile gedauert das Ende des Leerrohres im Rollladenkasten zu finden. Eine vernünftige Taschenlampe ist hier Gold wert! Die Motoren haben in der Regel ein ausreichend langes Kabel von 2-3m. Die Anschlussdose oder Steckdose sollte demnach auch nicht weiter weg sein. Das Kabel ließ sich recht einfach durch das Leerrohr durchschieben. Jetzt werden die Endlagen eingestellt, d.h. wann euer Motor beim hoch- und runterfahren stoppen soll.

Endlagen einstellen und Motor testen

Bevor das Kabel vom Motor angeklemmt und mit dem Homematic Aktor verbunden wird, kommt erst einmal das Einstellkabel bzw. Setzkabel von Jarolift zum Einsatz. Falls ihr vor habt mehr als nur einen einzigen Motor einzubauen, kann ich euch die Investition von ca. 25 Euro hier sehr empfehlen! Es geht deutlich einfacher mit dem Kabel.

Die Motoren kommen in der Regel mit werkseitig eingestellten Endlagen. Also wundert euch nicht, wenn die Motoren plötzlich anhalten. In meinem Fall haben die Motoren je eine Umdrehung in jede Richtung gemacht und dann automatisch gestoppt. Hier kommt nun das Einstellkabel zum Einsatz. Einfach anschließen und zunächst durch Gedrückthalten der Programmtaste für 10 Sekunden die Endlagen des Motors zurücksetzen. Dann den Rollladen komplett herunter fahren und die Programmtaste für weitere 2 Sekunden gedrückt halten und anschließend die „Abwärts“ Taste (mit einem „I“) gekennzeichnet für weitere 2 Sekunden gedrückt halten. Die untere Endlage ist nun eingestellt. Das gleiche macht ihr noch einmal mit dem Hochfahren des Rollladens und drückt hier die „Aufwärts“ Taste für 2 Sekunden (mit einem „II“ gekennzeichnet). Super einfach und schnell! Der Motor weiß nun wann er beim hoch- und runterfahren stoppen muss.

Homematic IP Aktor anschließen

Jetzt wird der Homematic Aktor angeschlossen. Es gibt zwei verschiedene Varianten eines Homematic Rollladenaktors. Den „unsichtbaren“ Unterputzaktor und den Aktor in Kombination mit einem Schalter. Beide haben wir momentan im Einsatz. Der Anschluss ist bei beiden Aktoren gleich. Braucht ihr nicht unbedingt einen Rollladenschalter am Fenster, so empfiehlt sich die Verwendung des Unterputzaktors.
Das Anschließen überlasst ihr nach Möglichkeit einem Fachmann bzw. Elektriker. Ich habe es selber gemacht und unter Zuhilfenahme von Wagoklemmen den Motor und Aktor angeschlossen.
Anschließend habe ich den Aktor über das Homematic Webinterface angelernt und den Motor einmal per App rauf und runter fahren lassen. Passt alles? Dann kann alles in der Unterputzdose verschwinden und verschlossen werden (bzw. die Steckdose wieder montiert werden).

Achtung: Bevor alles in der Unterputzdose verbaut wird, vergesst nicht vorher den Aktor anzulernen. Außerdem solltet ihr den Motor vorher testen um sicher zu stellen, dass dieser richtig angeschlossen ist. Beim drücken auf die "Oben" Taste sollte der Rollladen auch wirklich hoch fahren, andernfalls müssen die Anschlüsse getauscht werden

Fertig. Der Motor läuft und ihr könnt nun noch ein paar Einstellungen vornehmen. Gern wird beispielsweise die Astrofunktion genutzt, so dass die Motoren immer automatisch zu Sonnenauf- und untergang rauf und runter fahren. Viel Spaß beim Einbau!